Gjesvear Mai 2012
Leider war Jens auf dieser Reise nicht dabei, da seine Schwester während unsererReisezeit ihre Hochzeit feierte. Herzlichen Glückwunsch auch von dieser Stelle. So bekam Bastian, ein befreundeter Angler aus Neustadt in Holstein die Chance, den Platz von Jens einzunehmen.
Die Reise ging von Cuxhaven über Wolfsburg, Berlin, Oslo bis Alta. Nachts um 23 Uhr waren wir planmäßig in Alta und bestiegen den Mercedes Vito von Zylle Fishingtours, der vor dem Flughafen bereitstand. Nach drei Stunden Fahrt durch verschneite Landschaften erreichten wir unser Ziel, das Fischerdorf Gjesvaer auf der Nordkapinsel Mageröya. Jetzt musste nur noch ausgepackt werden und dann ab in ´s Bett, ausschlafen!
Gjesvaer Hafen Zeitraffer
Das Angelfieber hielt uns nicht allzu lange in den Federn und so saßen wir am frühen Nachmittag im offenen 17 Fuß Boot mit 40 PS. Das Wetter war freundlich aber die Drift leider sehr schwach. Wir hielten uns nicht mit Pilken auf, sondern servierten gleich die dicken Royber Jigs.
Nach einigen Stunden spürten alle die Nachwehen der Reise und vereinbarten eine letzte Drift bei zunehmender Ablaufströmung. Nun wurden die Dorsche munter und ein erster Heilbutt von 70cm biss auf den pinken Royber Jig von Robert. Ein Foto und dann durfte der Kleine wieder schwimmen.
Heilbutt Release
Also gut, dann noch eine Drift! Auf 45 Meter wieder ein harter Anbiss auf den pinken Royber, wieder bei Robert. Hier konnte die Maxel Multirolle in goNorge Edition erstmals beweisen, was in ihr steckt. Eine kraftvolle Flucht zeigte, dass hier an anderes Kaliber als zuvor gebissen hatte. Nach einigen Minuten Drill zog Bastian die Vivtec Schlinge um den Schwanz des Heilbuttes zu und der 62 Pfund schwere Plattfisch lag im Boot. Toller Auftakt!
Heilbuttdrill im Sonnenuntergang
Heilbutt Release
Wir beschlossen noch eine Drift zu machen, da wir noch Dorsche zum Abendbrot fangen wollten. Kaum angekommen drillt Thomas bereits den ersten Dorsch zur Oberfläche, dem ein sehr interessierter Heilbutt folgte. Zufällig hat Bastian seine Rute samt Gummifisch in der Hand und präsentiert den Köder keine 2 Meter vom Heilbutt entfernt knapp unter der Oberfläche. Wir Drei starren gebannt auf das Schauspiel, der Butt erkennt seine "Chance", reißt das Maul auf
und stürzt sich auf den Kunstköder. Nun wird die Bremse von Bastians Maxel Rolle eingeweiht. Nach kurzem Drill sitzt auch hier die Schwanzschlinge und der 25 Pfünder wird gelandet. Da nun wird die Drift wieder weniger und wir brechen ab.
Landung mit Heilbuttschlinge
Die angekündigte Schlechtwetterfront war am Horizont bereits zu erahnen und so sollte der Rückmarsch erfolgen. Die kräftige Batterie drehte den Motor, aber dieser sagte keinen Mucks mehr. Nach einen kurzen Check von Benzinvorrat, Kraftstoffsystem, Kabelage, Notstop, Gang eingelegt, waren wir mit unserem Latein am Ende und riefen gegen 00.30 Uhr unseren Vermieter an. Dieser reagierte sofort, setzte sich mit seinem Sohn in ein Boot und machte sich auf den Weg zu uns.
Die Wartezeit vertrieben wir uns mit - natürlich angeln! Bei gut 120 Metern schnappte sich dann tatsächlich noch ein Heilbutt von etwa 85cm den Gummifisch von Bastian. Noch während des Drills kam unser "Rettungsboot" in Sicht. Das Einschleppen klappte problemlos, trotzdem waren wir froh, wieder Heil zurück zu sein. Ohne geladenes Handy mit den passenden Telefonnummern sähe es ganz anders aus!
Im Boot vom 1. Tag ging es erneut raus auf die Sandplateaus vor dem Vogelfelsen Namens "Storstappen". Der Wetterbericht für die nächsten Tage versprach nichts Gutes und es sollte heute schon losgehen. Daher hielten wir uns westlich vom Stappen auf. Denn von hier ist es ein Katzensprung bis zwischen die schützenden Schäreninseln, durch die das Fahrwasser zum Hafen von Gjesvaer führt. Hier fingen wir noch einige Dorsche und auch ein kleiner Heilbutt war dabei.
Nun spielte das Wetter verrückt, der Wind frischte auf, drehte, schlief völlig ein um dann wieder aus einer anderen Richtung zu pusten. Es wurde kälter bis dann plötzlich ein lauwarmes Lüftchen wehte. Die Wolken in der Höhe zogen schnell und in eine andere Richtung als die tiefer hängenden. Die See selber war noch sehr friedlich, aber wer bei solchen Vorzeichen raus auf das offene Meer fährt, handelt fahrlässig! Dann fing das an, was unsere restliche Urlaubszeit dominieren sollte: Wind, Sturm, Schnee und Kälte. Nach 10 Minuten Nord West Wind bildeten sich schon stattliche Wellen und wir waren wir um die Ecke auf dem Weg nach Hause.
Nach etlichen Drills und viel Spaß lagen dann fast 50 Steinbeißer in den Kisten und wir brachen das Angeln hier ab. Wir wollten noch einen Heilbutt und so angelten wir noch von 20 Uhr bis 02 Uhr vor dem Leuchtturm Helnes und später bis 04 Uhr im Fjord auf einem Sandplateau. Die Ausdauer zahlte sich leider nicht aus, kein Heilbutt weit und breit.
Nach dem Festmachen am Schwimmsteg der Trollbucht folgte das Filetieren, Boot putzen und Ausräumen. Gegen 7 Uhr waren wir völlig erledigt zurück in Gjesvaer. Falls die Frage aufkommt, warum die sich das Team diesen 22 Stunden Angeltag angetan hat? Lautet die Antwort: Der nächste Sturm war angesagt und begann an diesem Morgen um die Häuser zu pusten. Er dauerte 3 Tage und wir konnten reichlich ausspannen. Man muss seine Zeitfenster nutzen!
An diesem Tag, sollte der Westwind mittags für wenige Stunden von konstant 9 - 10 Bft auf 4 Bft abnehmen. Immer noch unangenehm aber eine Hoffnung. Strömender Regen und Temperaturen um 4 Grad ließen uns zweifeln, was klug war. Eine Regenpause gab uns neuen Mut und das Quicksilver Kabinenboot wurde eiligst angelklar gemacht. Auch zwei andere Boote wagten die Ausfahrt. Sie fuhren weiter raus und konnten in der hohen Altdünung vor dem Stappen nur ab und zu gesehen werden. Wir hielten und schön eng im Windschatten östlich des Vogelfelsens und hatten eine gute und fischbare Drift. Nach über drei Tagen Angelpause!
Keine 10 Minuten später und wenige Meter über dem Grund wurde der Pinke Royber an Roberts Rute beherzt in die Tiefe gezogen. Nach einem knallharten Anbiss flogen sofort und in einem Rutsch 60 Meter Schnur von der Maxel, dann saß der Fisch am Grund fest, vermutlich zwischen Wasserpflanzen. Mit dem Rückwärtsgang fuhr Bastian das Boot wieder über den Fisch und Robert konnte Diesen lösen. Nach kurzem Drill lag der dicke 60 Pfünder im Boot, die Freude war groß, aber die Arme taten weh! In der nächsten Drift passierte es schon wieder! Zack, Anbiss bei Bastian. Beherrschbare Gegenwehr aber ein netter Drill. Ein Heilbutt mit 34 Pfund wurde von Fänger in die Kamera gehalten. Das Boot befand sich wieder knapp im Bereich der durchrollenden Altdünung, also Driftsack einholen und zurück nach Süden auf den "Startpunkt". Nun gab Thomas Heilbutt Alarm, doch der Fisch war untermaßig und durfte sofort weiterschwimmen.
Heilbuttdrill am Nordkap
Heilbuttdrill Gjesvear
Unser Fazit: So mieses Wetter um diese Jahreszeit ist auch hier völlig unnormal. Wir denken, das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht zu haben und hatten Spaß. Was zusätzlich zu den 11 Heilbutt und den zahlreichen Steinbeißern bei besserem Wetter noch möglich gewesen wäre, wer weiß das schon?
Nach dem Angeln ist vor dem Angeln und so wurde das meiste Angelgerät gleich in Skarsvag eingelagert. Hier stellt das goNorge Team in knapp fünf Wochen wieder den Großen der Barentssee nach. Diesmal zusammen mit neun Gästen im Rahmen der goNorge-Tour 2012.
Petri Heil wünscht das goNorge Team